Echos der Vergangenheit: Anuradhapura und Polonnaruwa entdecken

Veröffentlicht am 07. August 2025

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Anuradhapura: Die Wiege der sri-lankischen Zivilisation

Heilige Wurzeln und unvergänglicher Glaube

Schon bei der Ankunft in Anuradhapura liegt eine spürbare Ehrfurcht in der Luft. Die uralte Stadt, einst über tausend Jahre Hauptstadt eines singhalesischen Königreichs, bleibt lebendiger Mittelpunkt religiösen Lebens. Im Zentrum ragt der Sri Maha Bodhi – ein über 2.300 Jahre alter Feigenbaum, gezüchtet aus einem Zweig des ursprünglichen Bodhibaums, unter dem der Buddha Erleuchtung erlangte. Pilger bewegen sich leise um die Basis des Baumes und hinterlassen stille Opfergaben aus weißen Lotusblüten und Jasmin. Ein sanfter Wind streicht durch die uralten Blätter und flüstert über Generationen hinweg.

Ganz in der Nähe glänzt im Sonnenlicht die weiße Kuppel des Ruwanwelisaya – Symbol von Hingabe und königlicher Schirmherrschaft. Die beeindruckende Dimension dieses Stupas stiftet Ehrfurcht, während kleinere Dagobas wie Thuparamaya und Mirisawetiya dieselbe anmutige Aura tragen. Jede dieser Bauten erzählt von Königen, Mönchen und gläubigen Gemeinschaften, die den spirituellen Mittelpunkt der Insel formten.

Klosterleben und antike Ingenieurskunst

Wer die heiligen Bereiche verlässt, begegnet Anuradhapuras urbaner Raffinesse: Im Abhayagiri-Kloster beeindrucken kunstvoll verzierte Wächterfiguren, Mondsteine („moonstones“) und Badebecken mit der ästhetischen Präzision alter Baumeister. Ein Gang zu den Ufern von Nuwara Wewa, einem riesigen künstlichen Reservoir, lässt es wie einen natürlichen See erscheinen. Seine ruhigen Wasser spiegeln nicht nur den Himmel, sondern auch die Genialität jener wider, die einst Regenwasser nutzten, um eine Zivilisation zu nähren.

Ruhiges Wasserplätschern in restaurierten Kanälen und das leise Rascheln der Bäume verleihen der Stadt eine fast meditative Stimmung. Man besucht Anuradhapura nicht nur – man nimmt sie in sich auf.

Polonnaruwa: Die Gartenstadt der Könige

Königliche Visionen und geplante Pracht

Jahrhunderte nach dem Niedergang Anuradhapuras wanderte die Hauptstadt nach Osten nach Polonnaruwa, das besonders unter König Parakramabahu I. im 12. Jahrhundert erblühte. Die Stadt war sorgfältig geplant und bot klare Strukturen: den Königspalast, den Ratsaal und kunstvoll geschnitzte Mondsteine an den Eingängen.

Alles schien bewusst angelegt. Wege führten durch Zeremonialräume und in innere Heiligtümer. Ornamente und symmetrische Anlage schufen ein Gleichgewicht zwischen Architektur und Natur, das eine ruhige Eleganz beim Erkunden verströmt.

Skulpturales Können und spirituelle Stille

Kein Besuch in Polonnaruwa ist komplett ohne die Gal Vihara: vier Buddha-Statuen, aus einer einzigen Granitfelsenfläche gehauen. Der sitzende Buddha, mit halb geschlossenen Augen in Meditation, strahlt Ruhe aus. Neben ihm vervollständigen stehende und liegende Figuren diese Vision spiritueller Gelassenheit. Zeit scheint hier stillzustehen. Der Stein ist kühl unter der Hand, und selbst die unruhigsten Gedanken kommen zur Ruhe.

Man verweilt, nicht bloß, um zu schauen.

Wasser für ein Königreich

Ein berühmtes Zitat Parakramabahus lautet: „Nicht ein Tropfen des Regens soll ins Meer entschwinden, ohne dem Menschen nützlich gewesen zu sein.“ Noch heute prägt dieses Prinzip die Landschaft – im Form des Parakrama Samudra, eines Reservoirs, das oft wie ein Binnenmeer wirkt. Ein Spaziergang auf seinem Damm zeigt, wie dieser Wasserbereich noch immer die Landwirtschaft unterstützt – ein Vermächtnis visionärer Planung und Einklangs zwischen spiritueller Weisheit und Umweltgestaltung.

Reiseinfos und persönliche Eindrücke

Anreise

Anuradhapura liegt etwa 200 km von Colombo entfernt, Polonnaruwa nochmals rund 100 km östlich. Beide Städte sind per Zug, Fernbus oder Privatfahrzeug gut erreichbar.

Erkundung vor Ort

Die beste Art, beide Städte – insbesondere Polonnaruwa – zu erkunden, ist mit dem Fahrrad. Die flache Landschaft und gut markierten Wege erlauben ein entspanntes und intensives Entdecken. Undank Übergänge ermöglichen spontane Pausen: um Steinskulpturen zu fotografieren, im Schatten eines Bodhi-Baums zu ruhen oder einfach die Stille der Vergangenheit aufzusaugen.

Respekt in heiligen Stätten

Diese Orte sind nicht nur historische Stätten, sondern aktive Glaubensstätten. Es gilt: Schultern und Knie bedeckt halten und beim Betreten heiligter Bereiche die Schuhe ablegen. Ruhe bewahren und keinen physischen Kontakt mit religiösen Figuren zeigen – das ist Ausdruck von Respekt.

Warum du diese Orte besuchen solltest

Wer Anuradhapura und Polonnaruwa besucht, sieht nicht nur Ruinen oder antike Relikte. Er begibt sich in den lebendigen Strom der sri-lankischen kulturellen und spirituellen Tradition. Man wandelt auf königlichen Spuren, meditiert dort, wo Mönche es taten, und steht vor Bauten, die für Auge und Seele geschaffen wurden.

Die Vergangenheit ist nicht hinter dir. Sie ist überall – in den Bäumen, in den Steinen und in der Stille, die spricht, wenn Worte verstummen.

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